Klimapartnerschaft: Kalletaler Delegation reist nach Ghana
Kommunale Klimapartnerschaft Kalletal – Ketu South: Kalletal besucht erstmalig ihre Partnerkommune in Ghana
Die Partnerschaft der Gemeinde Kalletal mit der Ketu South Municipal Assembly in Ghana besteht seit Ende 2022. Im März war es nun soweit: eine 4-köpfige Kalletaler Gruppe reiste zur ersten Delegationsreise an den Golf von Guinea. Mit einer Fläche von 261 km² und rund 253.100 Einwohner ist Ketu South fast doppelt so groß wie Kalletal und hat achtmal so viele Einwohner pro Quadratkilometer.
Teammitglieder waren die Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Kalletal, Henrike Sieker; die Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik des Kreises Lippe, Regina Latyschew; der Energieberater der Verbraucherzentrale NRW aus Detmold, Matthias Ansbach, und der Geschäftsführer der Gesellschaft für Abfallentsorgung Lippe mbH, Ulrich Schlotthauer.
In dem insgesamt 9-tägigen Aufenthalt verschaffte sich die Gruppe ein Bild über die Lage und Folgen des Klimawandels in ihrer Partnerkommune. Warum in die Ferne reisen? Gibt es nicht in Kalletal selber genug zu tun, um dem Klimawandel entgegenzuwirken? Das mag sich Manche*r fragen. Das gibt es! Aber der Klimawandel macht nicht vor willkürlichen Ländergrenzen halt und die Auswirkungen in einem Land ziehen globale Folgen nach sich, wie z.B. die Themen Migrationsbewegung oder die Vulnerabilität internationaler Lieferketten zunehmend zeigen. Die globalen Herausforderungen des Klimawandels erfordern also Handeln auf der internationalen und lokalen Ebene. Als Global Nachhaltige Kommune NRW bekennt sich Kalletal zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (die sogenannten 17 „SDGs“ der Agenda 2030) und damit zum entwicklungspolitischen Engagement.
Das Projekt „Kommunale Klimapartnerschaft“ ermöglicht den Aufbau einer langfristigen Partnerschaft zwischen Kommunen im globalen Norden mit Kommunen im globalen Süden. Während der 2-jährigen Aufbauphase unterstützt „Engagement Global“ zusammen mit der SKEW (Servicestelle Kommunen in der Einen Welt) und der LAG 21 NRW die Kommunen mit fachlicher und methodischer Kompetenz und die anschließende Umsetzung von Projekten mit Finanzierungsmöglichkeiten.
Den Auftakt der jetzigen ersten Entsendung erlebten die Kalletaler gemeinsam mit zwei weiteren deutschen Delegationen und ihren Partnern. Die Stadt Eschweiler ist eine Partnerschaft mit der Keta Municipality und die Verbandsgemeinde Wallmerod/Westerwaldkreis mit dem Distrikt Agotime Ziope eingegangen. Alle ghanaischen Partnerkommunen befinden sich in der Volta-Region. Deren Namensgeber ist der Volta-See; der größte durch Menschen geschaffene Stausee der Erde. Die hier erzeugte Wasserkraft versorgt den Großteil Ghanas mit nachhaltiger Energie. Eine Tagesexkursion mit Schiff bot erste Gelegenheit für ein zwangloses Kennenlernen von Land, Leuten, Kultur (und Temperatur), sowie für erste fachliche Gespräche.
Angekommen in der eigenen Partnerkommune stand eine Einladung zum Abendessen mit traditioneller Tanz- und Trommel-Darbietung des örtlichen Paramount Chiefs, dem höchsten traditionellen Führer, auf dem Programm. Die Unterstützung traditioneller Führungspersonen ist in Ghana wegen ihres hohen Ansehens in der Bevölkerung von hoher Wichtigkeit für den Erfolg von politischen oder administrativen Projekten. Die Kalletaler haben sich in der sehr persönlichen und herzlichen Atmosphäre sehr willkommen gefühlt und wurden zum Abschluss sogar noch mit Gastgeschenken überrascht.
Am nächsten Tag wurden das Projekt und die deutschen Partner der Politik und der Verwaltungsspitze vorgestellt. Unter anderem wurde über die die Wichtigkeit von kommunalem Klimaschutzengagement und die Chance, in dieser internationalen Partnerschaft voneinander zu lernen, gesprochen. Abschließend wurde gemeinsam vor dem Rathaus ein Partnerschaftsbaum gepflanzt.
Da der Distrikt mit häufigen Stromausfällen zu kämpfen hat, wurde die Möglichkeit einer autarken Stromversorgung für das Rathaus angestoßen. Die Installation und das Energiemanagement einer Photovoltaik-Anlage könnte als Pilotprojekt für weitere für die Infrastruktur wichtige Gebäude dienen.
Bei einem Besuch eines Unternehmens zur Meersalz-Gewinnung wurden wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen des Klimawandels deutlich: Vermehrt kommt es zu Regenphasen in den eigentlichen Trockenzeiten, die den Salz-Gewinnungsprozess so weit unterbrechen, dass sie bei den Arbeiter*innen zu kritischen Lohnausfällen führen. Des Weiteren wurde eine am Strand gelegene Fischersiedlung besucht, in der die Familien und ihre Häuser durch die zunehmende Häufung von Flutwellen und Küstenerosion gefährdet sind.
Ein anderes drängendes Thema zeigte sich bei der Besichtigung einer illegalen Müllkippe. In direkter Nachbarschaft zu Wohnbesiedlung wird dorthin seit 40 Jahren Hausabfall verbracht, darunter auch wiederverwertbares Plastik. Ein geregeltes staatliches Müll-Management ist nicht vorhanden. Die Partner waren sich einig, dass Abfall-Management inklusive Sensibilisierungsarbeit ein weiteres Schwerpunktthema der gemeinsamen Arbeit werden soll.
Da das Thema Sensibilisierung für Klimaschutz und Bildung für Nachhaltige Entwicklung auch in Kalletal eine wichtige Rolle spielt, aber auch, um die Partnerschaft und einen interkulturellen Austausch zwischen Ketu South und Kalletal zu untermauern, wurden mit dem Besuch einer High School auch die Weichen für den Aufbau einer kommunalen Schulpartnerschaft gestellt.
Der Besuch in Ketu South hat der Kalletaler Delegation wichtige Einblick über Abläufe, Zusammenhänge und Alltagssituationen vermittelt. Durch die herzliche Art und große Gastfreundschaft von Municipal Chief Executive (in etwa Bürgermeister) Maxwell Koffie Lugudor und seinem Team Fusena Omaru Sumaila und Redeemer Mawunyo Sosa entstand eine persönliche Atmosphäre. Es war eine wertvolle und aufschlussreiche Zeit, darüber sind sich die Delegierten einig.
Im August steht der Gegenbesuch in Kalletal an. Die Zwischenzeit wird zur Weiterentwicklung des gemeinsamen Handlungsplans genutzt, der dann vor Ort durch Arbeitsgespräche und Fach-Exkursionen weiter konkretisiert wird.
Ein Link zu einem Beitrag der örtlichen Presse zum Delegationsbesuch ist hier zu finden.
Bild: Gemeinsames Pflanzen des Partnerbaums vor dem Rathaus von Ketu South
Copyright: Matthias Ansbach